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Ich habe die Hölle gesehen ...

Sie heißt mit bürgerlichem Namen "Kirchentag" und fand 2025 in Hannover statt. 150.000 verstrahlte Gestalten stolpern durch die Straßen, besoffen vom Glauben an das Nichtexistente, grölen sie in überirdisch falschen Tönen Laudato si`. Der Kirchentag ist ein Ereignis,  aber peinlicher als der Ballermann.



Doch das ist nicht alles. Normalerweise erträgt auch ein geduldiger Gläubiger kaum die Darbietungen kirchlicher Laien-Bläser-Gruppen. Am 3. Mai 2025 tröteten 3000 christliche Blechbläser vor dem Opernhaus, welches diese Schmach wahrlich nicht verdient hat, auch wenn die hannoversche Oper nicht die Beste des Landes ist. Recht hatte eine Theologin, deren Namen nicht genannt werden soll, wenn sie meinte, daß "man diese Lieder so noch nie gehört hat." Immerhin ein guter historischer Kompromiss. Einen öffentlichen Blow job persönlich vom Herrn kann man als Christ nicht direkt erbitten. Der Christ ist die Personifizierung der Vorstellung einer Schere im Kopf. Die Bläser Gruppen erfüllen hier eine nützliche Brückenfunktion zwischen Wünschen, Möglichkeiten, Phantasien und Realitäten. Ein Vorschlag für den Fall, daß Sie an Ästhetik glauben: Umfliegen Sie bei künftigen Kirchentagen die Blow-Job-Area weiträumig. 3000 christliche Laienbläser auf einmal: das ist die Hölle, wie sie sich Dante niemals hat ausdenken können.

Er war allerdings auch niemals auf einem Kirchentag.

Die Straßenbahnen sind erfüllt von Gläubigen, die anderen Gläubigen ihre Rollatoren in die Kniekehlen rammen: Christentum bedeutet Menschenliebe und Respekt, sagen die Christen. Diktatoren sagen, daß sie Demokraten seien. Religion und Diktatur teilen sich die Frage nach einer Wahrheit, die aus Lüge gespeist wird.

Große Mengen seltsam geistig behindert wirkender Menschen sprechen von der erfüllenden Kraft von Gospelchören, denen sie angehören. Als ich diese Menschen sah, kam mir sofort der schönste Text der Welt in den Sinn:

Knowbody knows the trouble I've seen.

Es gibt ernsthafte theologische Gespräche zwischen alten Männern deren Inkontinenz öffentlich wahrnehmbar ist: der aufrechte Christ hat nichts zu verbergen. So hörte ich unfreiwillig, wie ein solcher alter weisser weiser Mann zu seinem ähnlichen Gegenwart sprach, er habe gerade ein ernstes Glaubensproblem. Er könne zur Zeit nicht wirklich und tief an die buchstäbliche Wiederauferstehung des Herrn Jesus Christus glauben. Sowas hört man im Jahr 2025 auf einem Kirchentag, dessen Besuch mit 49 Euro bezahlt werden soll. Sekten sind eben teuer. Die Dauerkarte für den Eintritt in das Panoptikum ist preisreduziert.

Es mag sein, daß das Christentum eine tiefe metaphysische Dimension besitzt. Davon ist auf Kirchentagen nichts zu finden.

Ich hörte im Vorbeigehen auf der Straße die Worte eines offenbar muslimischen Mannes: "Die Christenverfolgungen seien gar nicht weit genug gegangen." Der Mann hatte viele Frauen mit Kopftuch um sich gescharrt und auch viele Kinder.

Es soll auch Menschen geben, die der Ansicht sind, die Kreuzzüge seien nicht weit genug gegangen.

Der Galerist meint, daß die Friedensbilanz aller Religionen ein Grund wäre, sie auf der Basis eines Gutachten des Verfassungsschutzes verbieten zu lassen.

Ich gebe aber offen zu, daß ich großen Respekt vor Margot Käßmann habe, die als eine der wenigen prominenten Menschen in diese Land die Courage hat, sich gegen Waffenlieferungen auszusprechen. Grundsätzlich.