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Im Ootel im Ooosten Berlins...Lost place einmal anders.

Wer einmal ein besonderes Hotel-Erlebnis genießen möchte und nicht viel Geld ausgeben will, dem sei ein Hotel in Berlin Marzahn-Hellersdorf an der Straße der Kosmonauten, ans Herz gelegt.

Das Hotel ist groß. Der Parkplatz öde

Des Nachts findet der Liebhaber sehr junger sehr kranker Polinnen dort Futter.

Ganz widerlich.

Dieses Hotel ist eine Art Zeitkapsel. Die DDR ist lange tot, aber hier lebt sie noch weiter...

Ein Geheimtip.

Man sollte Zeit mitbringen...

Der Check-In ist langwierig.

Zwei ostige Schönheiten in Geparden-Plaste-Hosen sind damit überfordert, meine Buchung zu finden.

Beide zeigen offen, wie schlecht Tattoos sein können.

Eine kaut Kaugummie, die andere Fingernägel. Ihr Interesse gilt zuförderst nicht dem Gast. Beide bohren in der Nase.

Nach einiger Zeit gelingt das Check-in; Geparden-Plaste-Hose No 1 findet meinen Namen "Ey Du bist diss Rainer ick weeß dit ick hab een Jespür dafür".

Dafür aber kann aber gerade nicht mit EC-Karte bezahlt werden, weil niemand auffindbar ist, der das Lesegerät bedienen kann. Plastehose No 2 telefoniert. Ein mehrmaliges Neustarten mit immer wieder fremden Paßworten ("Keviiiiin, welche Numma war det ditt ey noch mal?") führt zu einem Zusammenbruch. Im Hintergrund laufen fragwürdige Filme auf privaten Bildschirmen.

Barzahlung ist aber noch möglich.

Nicht möglich ist eine feine Rechnungsstellung. Das Zimmer kostet 48 Euro, das Pfand für die Schließkarte 50 Euro. Die Geparden-Plaste-Hose No 1 rechnet mehrfach nach, wieviel Bargeld sie haben möchte. Die Ergebnisse sind stehts divers (m/w/d/ männlich- weiblich - dämlich) , haben aber mit den 98 Euro Realität nicht viel zu tun. Mal will sie viel zuviel haben, mal viel zu wenig. Ihre Ideen bewegen sich dank Taschenrechner in ihrem Smartphone zwischen 1,33 Euro und 155.000 Euro. Sie verweist auf die Frühschicht, die würden das schon machen.

Der Lärm vor der Tür ist unerträglich.

Es ist kaum vorstellbar, daß soviele Menschen in Marzahn-Hellersdorf unterwegs sein möchten.

Dort ist man nicht freiwilig.

Aber rund um die Uhr dröhnt der Verkehr. Die gegenüberliegende Haltestelle der Tram ist mit hell-leuchtenden Reklamen für Luxusartikel ausgestattet. Nur 17 Minuten bis Alexanderplatz, wirbt das Hotel, aber wer will schon zum Alexanderplatz, einem der Gewaltschwerpunkte Berlins?

Hier hat die politische Partei "Die Linke" ihre größten Erfolge.

Am Straßenrand junge Mädchen, die in die Gosse kotzen und darüber Reklame für teure Ledertaschen. Aktionspreise ab 499 Euro.

Der Frühstücksraum ist divers: auf der linken Seite Restreste von Ostalgie, auf der rechten Seite eine überzeugende Sammlung von Sperrmüll.

Die Gänge sind lang, die Hälfte der Leuchtstoffröhren hat ihre Hochzeit hinter sich.

Der Aufzug ist laut, langsam und hält zwischen den Stockwerken. Ein Kulturbereicherer zeigt sein Deutsch vor:

"Alt viel alles alt"

und drückt sein Knie zwischen die sich immer wieder schließenden Fahrstuhltüren.

Der Fahrstuhl ist kaputt.

Die Zimmerbeleuchtung ist kaputt.

Der WC Deckel verschiebt sich mit lautem Knall, wenn man sich drauf setzt.

Die Dusche ist kaputt.

Kalt immer das Wasser, egal welche Temperatur man wählt.

Das ganze Badezimmer stinkt nach Urin.

Wer mag da irgendwo hin gepißt haben...

Die Zimmerlampe bleibt kaputt, egal, wie oft man ihren Knopf bedient.

Die dazu gehörige Steckdose ist auch kaputt.

Durch die Gänge schleichen Gestalten, die dem zahlenden Gast den Eindruck vermitteln, in einem Flüchtlingswohnheim gestrandet zu sein.

Okay, wir leben in einer differenzierten Gesellschaft.  Für die immer mehr werdenden ""Flüchtlinge" zahlt der Steuerzahler.

Hier zahlt man aber als "Gast" selbst. Aber man bekommt mit den "Flüchtlingen" einen Eindruck von dem Zustand der Welt und das ist doch auch schön.

Klar, während der Corona-Krise werden die Auflagen für Asylanträge massive gelockert.

Asylum for everyone.

Streitende Migrantenfamilie ein Stockwerk tiefer, der Streit ist laut und hässlich. Meine Begleiterin und ich haben uns nur im Stockwerk verfahren und sehen aufgebrachte Männer und weinende Frauen.

Nachts vor dem Fenster, sechs Stockwerke tiefer, laut brüllende offenbar arabische Männer. Politisch korrekt führe ich hier ausdrücklich keinen Vergleich mit Tieren.

Flaschen zerknallen an den Laternen der Straße der Kosmonauten. Man mag über die DDR denken was man will, aber eine solche Umnutzung hat sie nicht verdient.

Ein zerknitterter Rentner zeigt mit Fingern auf die hormonstarken jungen Kulturbringer: "Sowat hat es früh nich jejeben."

Recht hat er, aber es hilft ihm nicht. Die DDR ist untergegangen, das römische Reich  ist untergegangen und Europa wird von "Flüchtlingen" derartig verändert werden, daß seine kulturellen Werte nicht mehr zu erkennen sein werden.

Die Abreise: wir laufen Treppe. Erinnernd die Erlebnisse mit dem Fahrstuhl am Abend davor. Wir wollen einen Zug kriegen.

Die Lobby ist leer, riecht nach Urin.

Kunstledersessel. Trübes Licht.

An der Rezeption neues Personal: ein superbärtiger Kompetenzhengst, dem es nach vier versuchen gelingt, die Schließkarte in einen Schlitz zu stecken und eine magere Figur, die jedes Clichée für einen Junkie erfüllen würde und vor sich hin kichernd die Arme um sich selbst schlägt.

Berlin Marzahn.

Hochburg der Linkspartei.